Sieben Millionen Euro für vier Forschungsprojekte


Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) erhält insgesamt mehr als sieben Millionen Euro von der Europäischen Union, um vier Forschungsprojekte umzusetzen. Die Förderzusagen übergab Staatssekretär Bernd Sibler, der die JMU als „Innovationsmotor in der Region“ hervorhob. Die Universität Würzburg schärft ihr Forschungsprofil. Mit mehr als sieben Millionen Euro Unterstützung aus europäischen Strukturfonds können in den kommenden Jahren vier weitere wegweisende Projekte umgesetzt werden. „Die Universität hat sich damit erneut als starker Innovationsmotor in der Region erwiesen“, sagte Bayerns Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler am Freitag in Würzburg.

Drei Projekte werden durch Gelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt, eines durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). Die JMU-Wissenschaftler widmen sich in ihrer Arbeit der Umweltfolgenforschung (BigData@Geo, weitere Details: s.u.), der Diagnose- und Therapieentwicklung für Krebserkrankungen (BioChem@Net) und Herstellungsverfahren von Biomaterial für die Medizin (Bio3DDruck) sowie der Unterstützung von Unternehmen bei Fragen im
Bereich Wirtschaft, Recht und Steuern (Virtuelles Kompendium 2).

Enge Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen Universitätspräsident Alfred Forchel, der als Physiker viele Jahre selbst intensiv wissenschaftlich gearbeitet hat, sagte: „Die JMU führt seit langem über die Grundlagenforschung hinaus auch anwendungsnahe Forschung in enger Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft durch. Die Förderung durch EFRE- und ESF-Mittel ermöglicht weitere innovative Forschungsprojekte in bewährter Kooperation der JMU mit Unternehmen der Region.“

ESF-Gelder fließen in Maßnahmen, welche die Beschäftigungschancen der Menschen in Europa verbessern. Die von der EU zur Verfügung gestellten EFRE-Mittel gehen gezielt in Projekte, bei denen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) und Hochschulen in der Region kooperieren. „Die Ergebnisse kommen im Rahmen des Technologietransfers allen beteiligten Branchen zugute und leisten einen wertvollen Beitrag zur Zukunftssicherung des Standortes Mainfranken“, sagte Professor
Forchel.

Technologietransfer auf höchstem Niveau Auch Staatssekretär Sibler rückte die Bedeutung des Technologietransfers in den Mittelpunkt: „Die Hochschulen sind wertvolle Partner für die Wirtschaft. Ihre Innovationskraft ist ein großer Standortvorteil für die Region.“ Alfred Forchel sagte zum Abschluss: „Mein besonderer Dank gilt allen Projektbeteiligten für die neuen Forschungskonzepte sowie dem Staatsministerium, das diese Projekte mit großem Engagement bei
der Antragsstellung unterstützt und begleitet hat.“

Auch die Interdisziplinarität der Projekte hob Staatssekretär Sibler hervor. Er sagte: „Es ist schön, dass solche Fonds auch die Kooperation zwischen den verschiedenen Disziplinen unterstützen.“ So, wie etwa bei „BigData@Geo“, wo Klimaforscher aus dem Bereich Geographie und Informatiker kooperieren.

Bereits im Juni des vergangenen Jahres freute sich die Uni über einen EFRE-Förderbescheid, der ein gemeinsames Projekt von Wirtschaftsinformatikern, Psychologen, Juristen und Betriebswirtschaftlern mit etwa zwei Millionen Euro unterstützt: Bei „Individualisierung digital“ geht es darum, neue Prozesse zur Digitalisierung von Geschäftsabläufen für kleine und mittlere Unternehmen zu entwickeln und mögliche Verbesserungen an bestehenden Geschäftsmodellen aufzuzeigen und Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle zu identifizieren. Mehr: https://go.uniwue.de/qj4yk.

Die geförderten Forschungsvorhaben im Einzelnen (+
Zitate der Projektverantwortlichen):
BigData@Geo: Big Data in der Geographie – Fortschrittliche Umwelttechnologien mittels AI
(Artificial Intelligence, „künstliche Intelligenz“) im Web
Projektgesamtkosten: 3.843.686,– €
EU-Mittel gesamt: (EFRE) 1.921.843,– €
Ansprechpartner: Prof. Dr. Andreas Hotho, (Lehrstuhl für Informatik VI, E-Mail:
hotho@informatik.uni-wuerzburg.de, T.: +49 931 31-88453), Prof. Roland Baumhauer (Lehrstuhl für
Geographie I), Prof. Dr. Heiko Paeth (Professur für Physische Geographie)
Ziel des Projektes ist es, Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft durch einen
vereinfachten und integrierten Zugang zu spezifischem Wissen und Modelldaten im Hinblick auf
regionale Umweltfaktoren vorzubereiten. Dies soll durch die Entwicklung eines Web-Portals
geschehen, über das erfahrene Wissenschaftler regionale und globale Daten und Erdsystemmodelle
kombiniert mit dem Wissen des WWW und lokalen Sensordaten zur Verfügung stellen.
Das Projekt wird neue Wege in der regionalen, nutzerspezifischen Umweltfolgenforschung
beschreiten. Modelldaten werden so aufbereitet, dass jedes KMU leicht verständlich auf die für den
Betrieb und die Branche wesentlichen Informationen zugreifen kann.
„Unser Ziel ist es, mit 15 Partnern die Modellierung von Spätfrost, Wasserhaushalt, Trockenstress und
anderen Faktoren zu verbessern. Unser Ziel ist eine Verfeinerung der Auflösung bestehender
Systeme, unter anderem durch die Kombination mit weiteren Datenquellen“, sagt Professor Andreas
Hotho.
BioChem@Net
Projektgesamtkosten: 4.990.090,– €
EU-Mittel gesamt (EFRE): 2.495.045,– €
Ansprechpartner: Prof. Dr. Martin Eilers, (Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, E-Mail:
martin.eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de, T.: +49 931 31-84111)
Mit über 500.000 jährlichen Neuerkrankungen und über 200.000 Todesfällen allein in Deutschland
stellen Krebserkrankungen eine der größten Herausforderungen an die biomedizinische Forschung
und medizinische Versorgung dar.
Dieses EFRE-Projekt setzt im Bereich Technologietransfer zur Proteinforschung auf der Basis von
Ubiquitin an. Es konnte gezeigt werden, dass Störungen des Ubiquitinsystems Triebkraft in der
Entstehung vieler besonders häufiger Tumoren sind. Das Ubiquitinsystem ist für den kontrollierten
Abbau einzelner Proteine in allen Zellen eines Organismus verantwortlich.
„Mit den KMU sollen daher neue Therapien entwickelt werden, die eine Wiederherstellung der
gestörten Abbauprozesse bewirken. Damit geht auch die Entwicklung einer Reihe von
Diagnoseverfahren einher, die frühzeitig und gemeinsam mit KMU durch das Projekt vorangetrieben
werden sollen“, sagt Professor Martin Eilers.
Bio3DDruck
Projektgesamtkosten: 3.862.500,– €
EU-Mittel gesamt (EFRE): 1.931.250,– €
Ansprechpartner: Prof. Dr. Jürgen Groll, (Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der
Zahnheilkunde, E-Mail: juergen.groll@fmz.uni-wuerzburg.de, T.: +49 (931) 201-73510)
Dreidimensionale Druckverfahren (3D-Druck) sind seit Jahrzehnten bekannt, haben jedoch erst in den
letzten Jahren rapide an Bedeutung gewonnen. Druckverfahren sind enorm attraktiv für die
Biomaterialforschung. Derzeit bestehen vielfältige Forschungsaktivitäten darin, 3D Druckverfahren
zusammen mit biologischen Bausteinen wie Zellen zu verwenden, um direkt Implantate und
Konstrukte zu fertigen, die dem 3D-Aufbau von Geweben nachgeahmt sind. Ziel des
Technologietransfers in dem vorliegenden Antrag ist es, in den Bereichen
 Digitalisierung / Softwareentwicklung
 Hardwarekomponenten / Anlagenbau und
 Materialentwicklung
entsprechende Technologien voranzutreiben, die dann von den beteiligten KMU aufgegriffen und
verwertet werden können.
„Wir möchten den KMUs durch den Austausch einen technologischen Vorsprung verschaffen, damit
sie sich in entwickelnden Märkten aussichtsreich positionieren können“, sagt Professor Jürgen Groll.
Virtuelles Kompendium 2
Projektgesamtkosten: 516.610,– €
EU-Mittel gesamt (ESF): 250.305,– €
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Inge Scherer (Professur für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht,
E-Mail: scherer@jura.uni-wuerzburg.de, T.: +49 931 31-82330)
Dieses Projekt ist die Fortsetzung des ESF-Projekts „Virtuelles Kompendium“, mit dem kleinere und
mittlere Unternehmen bei Fragen im Bereich Wirtschaft, Recht und Steuern u.a. über einen
netzgestützten Kurs unterstützt und gestärkt werden. Mit dem Vorgänger-Projekt „Virtuelles
Kompendium“ konnten bereits über 120 Unternehmen erreicht werden. Mit einer Verlängerung kann
die große Resonanz des Projekts weiter gestärkt werden.
„Fehlende juristische Kenntnisse in KMUs können zu schlechten Unternehmensergebnissen führen.
Mit dem Kompendium versuchen wir unsere Projektpartner so zu coachen, dass ihnen dies nicht
passiert“, sagt Professorin Inge Scherer.