Neues Angebot für Flüchtlinge


Die Universität Würzburg kann einer Gruppe von Flüchtlingen ab sofort ein Angebot machen, das bundesweit seinesgleichen sucht: In enger Kooperation mit den Würzburger christlichen Hochschulgemeinden wurde das „Studienvorbereitende Programm zur Integration von Flüchtlingen an der JMU“, kurz SPIF, entwickelt.

SPIF ist für Flüchtlinge mit Hochschulreife gedacht, die keine Deutschkenntnisse haben. Sie sollen innerhalb von neun Monaten ein Sprachniveau erreichen, das ihnen ein späteres Studium an der Universität Würzburg ermöglicht. Unterstützt wird die Uni Würzburg dabei von den Würzburger christlichen Hochschulgemeinden. „Damit machen wir ein Angebot, das es nach unserem Kenntnisstand so heute noch nicht gibt“, so Universitätspräsident Professor Alfred Forchel. Gleichzeitig sind an der Universität eine Reihe sinnvoller Freizeitaktionen für alle Flüchtlinge am Hubland in Planung. Hier wird sich vor allem die Studierendenvertretung engagieren.

Ausgezeichnete Kooperation mit den Hochschulgemeinden

Das Würzburger Programm ist für 50 Teilnehmer konzipiert. Genügend Interessierte waren nach wenigen intensiven Sitzungen mit den Projektpartnern schnell gefunden – dank der guten Kontakte der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und der Evangelischen Studentengemeinde (ESG). Beide Gemeinden sind in der Flüchtlingshilfe aktiv, in beiden sind viele Studierende engagiert. Beide beteiligen sich auch an den Kosten von SPIF.

Pfarrer Burkhard Hose von der KHG: „Mich beeindrucken die Geflüchteten, die mich unmittelbar nach ihrer Ankunft in Würzburg danach fragen, wie sie auf dem schnellsten Weg Deutsch lernen und ihr Studium fortsetzen können. Viele von ihnen kommen aus Syrien.“ SPIF sei nicht nur ein Dienst an den jungen Menschen, die vor Bürgerkrieg und Verfolgung fliehen mussten. Das Programm diene auch den Hochschulen und der Gesellschaft.

Pfarrerin Susanne Hötzel von der ESG: „Zentraler Bestandteil des christlichen Glaubens ist es, Fremde aufzunehmen und Schwache zu stärken. Die Integration der Geflüchteten in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft voranzutreiben, ist für mich eine der Aufgaben von Kirche.“ Mit SPIF werde dieser Weg gegangen. Sie hoffe sehr, dass SPIF schon im kommenden Jahr nicht mehr nur ein einzigartiges Pilotprojekt sei.

Für Flüchtlinge ist die Teilnahme kostenlos

SPIF ist ein Pilotprojekt, das für die Flüchtlinge kostenlos ist. Die Universität Würzburg hat es vorerst auf ein Jahr befristet. An den Start geht es bereits am 1. Dezember 2015. Im Vordergrund stehen kostenlose Intensiv-Deutschkurse für die Stufen A1 bis B2. Für die Konzeption und Durchführung der in dieser Form neuartigen Kurse ist am Zentrum für Sprachen der Universität eine Koordinatorin zuständig.

Die Intensiv-Sprachkurse sind nur ein Baustein von SPIF. Sie laufen vormittags an der Universität, nachmittags werden sie durch Angebote zur Vertiefung der Sprachkenntnisse ergänzt. Dabei kommen vorwiegend ehrenamtliche Tutoren zum Einsatz. Sie halten zum Beispiel in Kleingruppen Konversationskurse für die Flüchtlinge oder pauken Vokabeln. Hierfür dürfen Räumlichkeiten der KHG und der ESG genutzt werden.

„Wenn die SPIF-Teilnehmer sprachlich weit genug sind, kommen spezielle Angebote der Fakultäten mit ins Spiel. Diese bieten dann zum Beispiel Praktika oder Fachsprachkurse an, die individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Teilnehmer ausgerichtet sind. So können die Flüchtlinge schon in die Fachbereiche hineinschnuppern beziehungsweise erste Kurse in den Fächern belegen, in denen sie einen Abschluss anstreben“, erklärt Vizepräsident Professor Phuoc Tran-Gia, der dieses Projekt mit ins Leben gerufen hat.

Auswahlgespräche und Tests vor dem Studium

Wer in Deutschland studieren will, braucht neben ausreichenden Sprachkenntnissen auch ein Abiturzeugnis oder eine andere Hochschulzugangsberechtigung. Viele Flüchtlinge besitzen aber die entsprechenden Papiere oder Nachweise nicht mehr. Um ihnen trotzdem ein Studium zu ermöglichen, führt die Universität im Rahmen von SPIF spezielle Auswahlgespräche und Tests durch. „Dabei lässt sich in der Regel zuverlässig feststellen, ob sich ein Bewerber fürs Studium eignet“, so Phuoc Tran-Gia weiter.

Orientierungsprogramm in englischer Sprache

Flüchtlinge können an der Uni Würzburg außerdem ein Kursprogramm in englischer Sprache besuchen. Dabei geht es um deutsche Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kultur, Recht, Landeskunde und um das Alltagsgeschehen in Deutschland. Das Programm soll ihnen den Zugang zu einem regulären Studium und zum universitären Alltag erleichtern.

Forschen an den Würzburger Graduate Schools

Flüchtlinge, die in ihrer Heimat schon geforscht oder an ihrer Promotion gearbeitet haben und weiter wissenschaftlich tätig sein möchten, können an einer der vier Würzburger Graduate Schools weiterforschen. In diesen Einrichtungen arbeiten Doktoranden in strukturierten Programmen an gemeinsamen Fragestellungen. Graduate Schools gibt es an der Uni Würzburg auf den Gebieten Life Sciences / Science and Technology / Humanities / Law, Economics & Society.

Die Hochschulgemeinden

Die Evangelische Studentengemeinde Würzburg sieht sich besonders der Arbeit an den Würzburger Hochschulen (Universität, Fachhochschule und Musikhochschule) verpflichtet. Die ESG setzt sich auf Basis der christlichen Tradition mit Kirche und Gesellschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinander. Die ESG Würzburg ist Mitglied der Bundes-ESG, die ihren Sitz in Hannover hat.

Die Katholische Hochschulgemeinde Würzburg (KHG) will ein Ort der Begegnung sein, an dem alle willkommen sind, die an den Würzburger Hochschulen studieren, lehren und arbeiten. Sie begleitet gesellschaftliche, politische und ökologische Fragen mit wacher Aufmerksamkeit und tritt für verantwortliche und nachhaltige Mitgestaltung ein.

Webseite und Ansprechpartner

Informationen über SPIF gibt es auf den Webseiten der Universität Würzburg in deutscher und englischer Sprache hier: http://www.international.uni-wuerzburg.de/studieren_in_wuerzburg/angebot_fuer_fluechtlinge

Ansprechpartner an der Universität sind Dr. Joachim Bach, Leiter des Service Centre International Affairs, joachim.bach@uni-wuerzburg.de, und Dr. Esther Knemeyer Pereira, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, esther.knemeyer@uni-wuerzburg.de