Nadia Schumacher, Handbikerin mit Handicap – Vom Glück nach dem Unglück


Nach Beinamputation startet Nadia Schumacher erfolgreiche Handbike-Karriere

Ende Dezember 2014 zeichnete die Stadt Würzburg die erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler des Vorjahres aus. Auch die 37-jährige Nadia Schumacher ist unter den Preisträgern: Die 37-jährige Handbikerin erhielt für ihre sportlichen Leistungen eine Ehrenmedaille in Silber. Nach einem Unfall mussten ihr 2007 beide Beine amputiert werden – noch während des Krankenhausaufenthaltes beschloss sie, weiterhin Sport zu treiben.

Amputation: ein schwerer Schicksalsschlag
Eben noch mit beiden Beinen mitten im Leben stehen – und plötzlich im Krankenhaus aufwachen, beide Beine amputiert. Diesen Horror hat Nadia Schumacher am eigenen Leib erlebt. Die 37-Jährige war als Fitnesstrainerin in Würzburg tätig und auch in ihrer Freizeit als Läuferin und Rennradfahrerin aktiv, als sie 2007 durch einen Unfall beide Beine verliert. „Ich war dankbar, überhaupt überlebt zu haben“, erinnert sich Nadia. Noch im Krankenhaus bekommt sie Besuch von einem Prothesen tragenden Kunden des Sanitätshauses Haas: Zusammen mit Mitarbeitern der Orthopädietechnik stehen sie Patienten, die das Schicksal einer Amputation getroffen hat, von Anfang an unterstützend zur Seite.

Der Weg zurück ins Leben
„Man brachte mir unter anderem Magazine zum Thema Behinderung mit, um mir die Möglichkeiten für das Leben ‚danach’ aufzuzeigen – darunter auch die Zeitschrift ‚Handicap’“. Darin las sie einen Bericht über die querschnittgelähmte Handbikesportlerin Andrea Eskau. „Ich sah diese Handbikes, las von den sportlichen Erfolgen von Frau Eskau und dachte mir: Das will ich auch auf die Reihe bekommen!“ Und tatsächlich: Nicht einmal ein Jahr nach dem Unfall lässt sich Nadia das erste Kniebike anfertigen. 2011 wechselt sie auf das Liegebike, da sich durch die amputationsbedingte Fehlbelastung eine Arthrose im Lendenwirbelsäulenbereich entwickelt und ein intensives Knierad-Training dadurch unmöglich wird.

Die Karriere nimmt Fahrt auf
Zunächst besucht sie kleinere Trainingslager, schließlich aber auch größere Veranstaltungen wie zum Beispiel in Lanzerote, wo sie auf prominente Handbiker trifft. Dr. Ralf Lindschulten aus Hannover wird ihr Trainer. In der Rennsaison steigt sie bis zu sechs Mal die Woche in ihr Handbike, fährt kilometerweit durch die fränkische Landschaft und macht regelmäßiges Krafttraining. Die zeitlichen und auch finanziellen Anstrengungen zahlen sich aus: Im Jahr 2014 radelt Nadia als erste Frau 320 km im Handbike ohne Pause. 2014 gewinnt sie als erste Frau in Bayern den NHC Cup und ist Trägerin des Gelben Trikots. Für 2015 ist unter anderem wieder die Teilnahme an der Mecklenburger-Seen-Runde und am Internationalen Rollstuhl-Marathon in Heidelberg geplant.

Ein anderes, aber ein schönes Leben
„Die Amputation ist natürlich ein großer Eingriff ins Leben, eine riesen Veränderung“, sagt Nadia. „Aber mein Leben ist so positiv weitergegangen, beruflich wie privat“. Nicht nur der Erfolg im Handbiken, die Menschen und Orte auf der Welt, die sie durch diesen Sport kennenlernt, bereichern ihr Leben heute. Auch in der Liebe findet sie Dank des Unglücks ihr Glück: „Durch die Betreuung des Sanitätshauses Haas lernte ich den Orthopädietechniker Matthias Schumacher kennen, selbst einseitig beinamputiert“, erzählt sie. „Im Würzburger Vitalsportverein, in dem ich seit 2008 Mitglied bin, spielten wir zusammen Sitzball.“ Schließlich ergibt eines das andere: Sie muss ihren Job im Fitnesscenter aufgeben, während zeitgleich im Sanitätshaus Haas jemand für das Analysezentrum gesucht wird. Nadia macht zunächst ein Praktikum und fängt dann fest bei Haas an. Wenige Wochen später ziehen Matthias und Nadia zusammen, heute sind sie bereits vier Jahre verheiratet.

Nadia Schumacher (2. von links) erhielt für ihre sportlichen Leistungen im Jahr 2013 eine Ehrenmedaille in Silber – hier bei der Preisverleihung Ende Dezember 2014 an der Seite von Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Foto: Patrick Wötzel

Nadia Schumacher (2. von links) erhielt für ihre sportlichen Leistungen im Jahr 2013 eine Ehrenmedaille in Silber – hier bei der Preisverleihung Ende Dezember 2014 an der Seite von Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Foto: Patrick Wötzel