Medikament gegen akute lymphatische Leukämie jetzt auch in Europa zugelassen


Das Medikament Blincyto gegen eine sehr aggressive Form von Blutkrebs erhielt kürzlich die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur. Dessen Wirkstoff Blinatumomab wurde zu großen Teilen am Universitätsklinikum Würzburg entwickelt und erprobt.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA erteilte kürzlich die EU-Zulassung für den Wirkstoff Blinatumomab zur Behandlung von Erwachsenen mit rezidivierter akuter lymphatischer Leukämie (ALL). „Dadurch haben jetzt auch Patienten in Deutschland außerhalb von klinischen Studien Zugang zu dieser vielversprechenden neuen Therapie“, freut sich Prof. Ralf Bargou vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Der Direktor des am UKW angesiedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken war zusammen mit der Leiterin der Early Clinical Trial Unit, Dr. Marie-Elisabeth Goebeler, und Prof. Max Topp, dem Leiter des Bereichs Hämatologie an der Medizinischen Klinik II des UKW, entscheidend an der Entwicklung und Erprobung des gentechnisch erzeugten Antikörpers beteiligt.

Ähnliche Therapieansätze bereits in der Erprobung
Laut Prof. Bargou erhöht der Einsatz dieser gezielten Immuntherapie die Heilungswahrscheinlichkeit für ALL-Patienten, die auf konventionelle Chemotherapie nicht mehr ansprechen. Nach Einschätzung des Würzburger Krebsexperten könnte der neue Therapieweg außerdem die Tür für ähnliche Ansätze bei anderen Krebserkrankungen öffnen. „Am Würzburger Uniklinikum mit seiner Medizinischen Klinik II und am CCC Mainfranken testen wir zur Zeit solche Ansätze in klinischen Studien für eine Reihe weiterer Tumorerkrankungen“, berichtet Prof. Bargou.

Eine Innovation aus Deutschland
Besonders erfreulich ist aus seiner Sicht ferner, dass Blinatumomab eine Innovation aus Deutschland ist. „Neben dem Team um Prof. Peter Kufer aus München vom Institut für Immunologie und der Biotech-Firma Micromet waren wir hier am UKW sowohl an der Erfindung, der präklinischen, als auch der späteren klinischen Entwicklung bis hin zur Marktzulassung federführend beteiligt“, schildert Prof. Bargou. Möglich gemacht hätten diesen Erfolg – neben viel Eigenengagement – vor allem die besonderen Studienstrukturen wie die Phase-I Unit, die am CCC Mainfranken in den letzten Jahren aufgebaut worden seien.

So funktioniert Blinatumomab
Zu den stärksten Waffen der Immunabwehr zählen die T-Zellen. Leider können diese „Killer“ Krebszellen in der Regel nicht von gesunden Zellen unterscheiden und greifen sie deshalb auch nicht an. Um diese biochemische Blindheit zu überbrücken, gelang es den Forschern, gentechnisch einen Antikörper zu designen, der einerseits in der Lage ist, an der Krebszelle anzudocken und andererseits an T-Zellen binden kann. Mit Hilfe dieses „Adapters“ werden die Abwehrzellen aktiviert, sie erkennen die schädlichen Zellen und können sie in der Folge zerstören.