Lebendiger Austausch mit der Ukraine


Die Kooperation mit den Partnerhochschulen aus der Ukraine ist intensiv. Im Oktober machten sich zwei Delegationen ein Bild vom Thema Inklusion an der Uni und von Verwaltung, Studium, Forschung und Partizipation an der Uni im Allgemeinen.
Mit vier Universitäten in Lemberg (Lviv) in der Ukraine unterhält die Uni Würzburg Partnerschaften. Zwei Delegationen waren im Oktober 2015 zu Gast. Das Thema Inklusion spielte dabei eine besondere Rolle. „Es ging um eine Art ‚Inklusions-Starthilfe'“, so beschreibt Olaf Hoos, Leiter des Sportzentrums der Uni, das Ziel eines mehrtägigen Austauschs mit Vertretern der Lviv Polytechnic National University.
Das Treffen stand unter dem Titel „Inclusion in and through sports.“ Im Rahmen von Vorträgen und Workshops erfuhren die Gäste aus der Westukraine, welche Angebote die Uni Würzburg auf diesem Gebiet ¬¬– innerhalb der Uni und darüber hinaus – entwickelt hat.
Starthilfe für Inklusions-Sportfest in Lemberg
Einen wichtigen Platz nahm hierbei die Vorstellung von nolimits! ein, dem inklusiven Sportfestival für Menschen mit und ohne Behinderung, das bereits zwei Mal viele Hundert Besucher und Athleten ans Würzburger Sportzentrum gelockt hat. Ziel des Workshops in Würzburg war es, die Partner aus der Ukraine bei der Konzeption, Planung und Durchführung eines eigenen Inklusionssportfestes zu unterstützen. Dies soll nach derzeitigem Stand bereits Ende November stattfinden.
„In der Ukraine gibt es auf der einen Seite sehr viele erfolgreiche paralympische Athleten. Auf der anderen Seite ist der Stellenwert des Themas Inklusion ein ganz anderer als etwa in Deutschland“, sagt Hoos und ergänzt: „Wir möchten unseren Partnern aus der Ukraine dabei helfen, über den Sport die Inklusion voranzubringen und deren Stellenwert in der Gesellschaft deutlich zu erhöhen.“
Vernetzung bestehender Strukturen
Die Teilnehmer kamen aus den Bereichen Sportlehrerbildung und aus der in Lemberg akademisierten Sozialen Arbeit. Neben dem sport- und allgemeinwissenschaftlichen Austausch standen in den drei Tagen auch verschiedene praktische Erfahrungen und das Kennenlernen von hiesigen Förder- und Unterstützungsstrukturen auf dem Programm. Etwa ein Besuch im Blindeninstitut und im Berufsförderungswerk Würzburg, ein Einblick in die Ehrenamtskultur des Landkreises, eine geführte Tour durch das Sportzentrum der Uni Würzburg und eine Einführung in Blindenfußball, Rollstuhlbasketball und -rugby.
Eine Stärke des Würzburger Modells ist die gute Vernetzung. Vernetzung werde auch in der Ukraine eine große Rolle spielen, so Hoos: „Man muss mit den vorhandenen Strukturen arbeiten. Optimal ist es, wenn kommunale Einrichtungen, Sportwissenschaft, Reha- und Fördereinrichtungen sowie andere privatwirtschaftliche Unternehmen kooperieren.“
Besondere Herausforderung durch Ukraine-Krise
Eine besondere aktuelle Bedeutung kommt der Inklusion in der ukrainischen Gesellschaft durch die geopolitischen Ereignisse in den vergangenen Jahren zu. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes führen zu Flüchtlingsströmen in Richtung Westen, also auch Richtung Lemberg. Darunter sind auch zahlreiche Kriegsversehrte. „Bei ihnen handelt es sich häufig um Menschen mit dauerhaften motorischen und visuellen Beeinträchtigungen“, erklärt Hoos.
Die Integration dieser Menschen stelle eine große Aufgabe für eine Gesellschaft dar, in der im Bereich Inklusion noch ein gewisser Nachholbedarf bestehe, so Hoos.
Drei weitere Förderprojekte des Auswärtigen Amtes
Das Projekt „Inclusion in and through sports“ ist eines von aktuell vier Kooperationsprojekten mit ukrainischen Partnern, die an der Uni Würzburg vom Auswärtigen Amt gefördert werden. Es gab bereits eine Summer School der Chemie und es wird eine Jura-Winter-School folgen, für die Lehrende und Studierende an die Uni kommen werden.
Ebenfalls im Oktober waren im Rahmen des Projekts „Prospects³“ Mitglieder folgender ukrainischer Partner in Würzburg: Lviv Polytechnic National University, Katholische Hochschule Lviv und Iwan-Franko-Universität Lviv. Mitglieder der Medizinischen Universität Lviv, mit der die Uni ein Agreement über eine Zusammenarbeit geschlossen hat, waren bei diesem Treffen noch nicht dabei.
Prospects3 ermöglicht einen Austausch auf Studierenden-, Wissenschafts- und Arbeitsebene. Die Studenten sollten unter anderem etwas über die Möglichkeiten der studentischen Partizipation innerhalb der Hochschulpolitik erfahren und sich über Austauschmöglichkeiten informieren. Die Universitätsmitarbeiter waren eingeladen, die Arbeit zentraler Einrichtungen der Universitätsverwaltung kennenzulernen. Junge Forscher konnten sich untereinander vernetzen und austauschen.
„Das Sportprojekt und Prospects3 sind Beispiele der intensiven Zusammenarbeit mit unseren ukrainischen Partnern“, sagt Joachim Bach, Leiter des Service Centre International Affairs, und ergänzt: „Zugleich symbolisieren diese Treffen, wie weit gestreut die Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit sind.“
Für die Zukunft sind weitere Treffen mit Vertretern der einzelnen Partner auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Fachbereichen geplant. „Wir setzen auf viele gemeinsame Unternehmungen in der Zukunft“, so Bach.