Konstruktiver Diskurs der Mitarbeiter-Generationen


Das Uniklinikum Würzburg geht in der betrieblichen Gesundheitsförderung neue Wege: Unter hoher Mitarbeiterbeteiligung sollen Ideen entwickelt und umgesetzt werden, wie zukünftig die Beschäftigten des Klinikums aus unterschiedlichen Altersgruppen und Lebensphasen noch besser zusammenarbeiten können. Die Ergebnisse eines vorbereitenden Workshops wurden am 6. November 2015 bei einem großangelegten Kongress präsentiert und diskutiert.

Rund 100 Beschäftigte des Uniklinikums Würzburg (UKW) sowie sonstig Interessierte kamen beim „Generationenkongress 2015: Miteinander – Füreinander“ am 6. November dieses Jahres im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) an der Oberdürrbacher Straße zusammen. Zu Beginn der Veranstaltung umriss Prof. Christoph Reiners, der Ärztliche Direktor des UKW, die aktuellen Herausforderungen der betrieblichen Gesundheitsförderung am Klinikum, wie auch in der gesamten Gesundheitsbranche: „Vieles hängt mit dem demografischen Wandel zusammen. So wird zum Beispiel nicht nur unser Personal durchschnittlich immer älter, es steigt auch die Zahl der multimorbiden und pflegeintensiven Patienten. Das heißt, die körperlichen und psychischen Belastungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Arbeit am Patienten wachsen.“ Zusätzlich zu diesen Grundgegebenheiten stünden Beschäftigte aus unterschiedlichen Altersgruppen unter weiterem Druck: Jüngere wollen laut dem Ärztlichen Direktor Beruf und Familie vereinbaren, während sich Menschen in der Lebensmitte oft in der Pflege ihrer älteren Angehörigen engagieren. Prof. Reiners: „Diese und weitere Probleme machen deutlich, wie wichtig es ist, alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um die Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten.“ Doch was brauchen die aus verschiedenen Lebensphasen stammenden Beschäftigten, um gut miteinander und für die Patienten arbeiten zu können? Antworten auf diese Frage will das UKW in einem konstruktiven Diskurs der Generationen finden.

Entwicklungspsychologische Grundsätze berücksichtigen
Als wissenschaftlichen Partner für diesen Prozess holte sich das Uniklinikum Prof. Theresia Wintergerst von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) ins Boot. In ihrem Vortrag im ZOM-Hörsaal arbeitete die Lehrstuhlinhaberin für soziale Arbeit in der alternden Gesellschaft heraus, dass die bewusste Gestaltung des Miteinanders der Generationen in der Belegschaft die Innovationsfähigkeit einer Institution stärkt. Prof. Wintergerst: „Ein Arbeitgeber profitiert davon, wenn er entwicklungspsychologische Grundsätze für erfolgreiches Altern berücksichtigt und mit dem Personal entsprechende Zielvereinbarungen trifft. Dazu ist unter anderen die Schaffung von Spielräumen nötig, die Menschen in unterschiedlichen Berufsphasen befähigen, ihre jeweiligen Stärken einzubringen.“

Betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich
Auch nach den Erfahrungen der AOK Bayern erweist sich die Durchführung von Maßnahmen zur Gesunderhaltung einer älter werdenden Belegschaft für immer mehr Organisationen als lohnende Investition. Volker Weißmann vom Bereich Gesundheitsförderung der AOK Bayern berichtete auf dem Kongress, dass allein im vergangenen Jahr mehr als 3.000 bayerische Unternehmen die Unterstützungsangebote der Gesundheitskasse im Betrieblichen Gesundheitsmanagement nutzten. Wie die FHWS begleitete die AOK Bayern von Beginn an das Würzburger Uniklinikum bei seinem Pilotvorhaben Generationenkongress.

Mitarbeiter-Workshop entwickelte Projektideen
„Der Generationenkongress setzt in hohem Maß auf die Beteiligung und das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, unterstreicht Dr. Susanne Buld. Die Leiterin der Stabstelle Betriebliche Sozial- und Konfliktberatung am UKW ist die Hauptorganisatorin der bundesweit beispiellosen Initiative. So fand zur Vorbereitung des Kongresstags bereits im Oktober dieses Jahres ein zweitägiger Mitarbeiter-Workshop mit 42 freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. „Das Spektrum reichte von Berufsanfängern bis zu Kollegen mit 40-jähriger Betriebszugehörigkeit und bildete viele Hierarchieebenen aus patientennahen Berufsgruppen ab“, beschreibt Dr. Buld.
Geleitet von erfahrenen Moderatoren und unterstützt von Soziologie-Studierenden der FHWS absolvierten sie zunächst biografie- und berufsphasenorientierte Vorarbeiten. Anschließend identifizierten sie fünf relevante Themen, zu denen sie in Gruppen Projektideen erarbeiteten. Deren Arbeitstitel sind: Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitszeitgestaltung, Lebenslanges Lernen, Mitarbeiterressourcen kreativ nutzen sowie Veränderungswünsche an das UKW.
Was sich dahinter an Inhalten verbirgt, präsentierten die Sprecher der fünf Projektgruppen in Kurzreferaten dem Plenum des Generationenkongresses. Dieser Hauptveranstaltungspunkt spiegelte sich auch in einer Posterpräsentation in der Magistrale vom dem Hörsaal wider. Viele Kongressteilnehmer nutzten nach den Vorträgen die Gelegenheit, dort die Themen der Projekte nochmals durchzugehen und mit den Vertretern der Projektgruppen ins Gespräch zu kommen.

Umsetzung ausgewählter Projekte in 2016
Den Plänen sollen nun auch Taten folgen. Dazu Dr. Susanne Buld: „Der Arbeitskreis ‚Betriebliches Gesundheitsmanagement‘ des Uniklinikums Würzburg wird jetzt die auf dem Kongress vorgestellten Projektideen nach ihrer Machbarkeit bewerten und jene herausgreifen, die dann im Lauf des Jahres 2016 umgesetzt werden sollen. Auch hierzu werden wir wieder von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragene Projektgruppen bilden.“