Gründerideen im Minutentakt


Volles Haus und Schlag auf Schlag am Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) Würzburg: Rund 90 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik füllten bei der Veranstaltung „Innovative Gründungen made in Würzburg“ am 18. November dieses Jahres das Auditorium. Auf dem Podium zündeten 16 Gründer, Start-up-Teams und Nachwuchsunternehmer in jeweils nur wenige Minuten dauernden Präsentationen ein Feuerwerk an spannenden Geschäftsideen.

„Das Hauptziel des Innovation- und Gründerzentrums Würzburg ist es, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu halten. Damit verkörpert die Einrichtung eine der reinsten Formen der Wirtschaftsförderung“, betonte Klaus Walther zu Beginn der Veranstaltung „Innovative Gründungen made in Würzburg“ am 18. November 2014. Der Geschäftsführer des größten Gründerzentrums Unterfrankens und Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Würzburg konnte bei seinen Eröffnungsworten im IGZ den rund 90 Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik außerdem einen neuen Rekord melden: Mit derzeit 80 Prozent Auslastung seien die topmodernen Büro- und Laborräume des Zentrums am Friedrich-Bergius-Ring so umfassend genutzt, wie bislang noch nie in dessen 13-jährigen Geschichte.
Laut Klaus Walther ist Würzburg stark in der Nutzbarmachung des vor allem an der Universität und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt gewonnenen Wissens. Dies zeige sich vor allem an einem regen Gründungsgeschehen. Den Beweis hierfür lieferten anschließend 16 Gründerteams in Kurzpräsentationen: Innerhalb von jeweils nur wenigen Minuten breiteten sie einen extrem weiten Themenfächer vor den interessierten Zuhörern aus.

Jedes Gründerteam hatte nur rund drei Minuten Zeit, den Zuhörern ihre Geschäftsidee nahezubringen. Bild: Andreas Bestle

Jedes Gründerteam hatte nur rund drei Minuten Zeit, den Zuhörern ihre Geschäftsidee nahezubringen. Bild: Andreas Bestle

IGZ mit breitem Unterstützungsangebot
Beispielsweise entwickelt und vermarktet die Firma iNDTact hochsensitive Körperschallsensoren, die Bauteile oder ganze Anlagen „mit Gefühl ausstatten“. Kombiniert mit einer eigenkreierten Software eignet sich das System speziell zur Strukturüberwachung, unter anderem von Windkraftanlagen. „Bei iNDTact zeigt sich sehr schön die Breite unseres Angebots“, schildert Dr. Christian Andersen, einer der Projektleiter des IGZ Würzburg. So sei die GmbH nicht nur Mieter im Zentrum, sondern habe sich von dessen Experten zudem bei der Ausarbeitung des Businessplans, bei der Teamergänzung, beim Erstellen von Fördermittelanträgen und in der Netzwerkarbeit unterstützen lassen.
Auch die strideLight GmbH hat ihren Firmensitz im IGZ Würzburg. Das aus der Physik der Uni Würzburg stammende Gründerteam stellt spezielle LED-Leuchten her, die das Tageslichtspektrum imitieren und so qualitativ sehr hochwertiges Licht generieren. Ein mögliches Einsatzfeld ist die Ausleuchtung von Galerien und Museen.
Auf einer wahren Erfolgswelle schwimmt derzeit die green spin UG. Das Würzburger Start-up-Unternehmen, das Satellitendaten für eine noch effizientere, präzisere Landwirtschaft auswertet, ist zum Beispiel Sieger des Hochschulgründerpreises 2014 und „Ausgezeichneter Ort 2014/15“ in der bundesweiten Standortinitiative „Deutschland Land der Ideen“. Auch diesen Gründern hilft das IGZ Würzburg beim Weiterkommen aktuell in erster Linie in Finanzierungsfragen. „Hierbei erweist sich unsere enge Kooperation mit der Gründer- und Unternehmerinitiative BayStartUP ehemals netzwerk nordbayern als sehr nützlich“, weiß Dr. Andersen.

Das jährliche Schaulaufen von ausgewählten Gründungsprojekte am Innovations- und Gründerzentrum Würzburg stieß auch in 2014 wieder auf großes Interesse. Bild: Andreas Bestle

Das jährliche Schaulaufen von ausgewählten Gründungsprojekte am Innovations- und Gründerzentrum Würzburg stieß auch in 2014 wieder auf großes Interesse. Bild: Andreas Bestle

Kreative Köpfe aus Würzburgs Universität
In einem noch vergleichsweise frühen Entwicklungsstadium befindet sich die Firma MiM Measurement in Motion. Die Gründer vom Institut für Informatik der Uni Würzburg haben einen Weg gefunden, wie per mobiler Lasertechnologie, kombiniert mit mathematischen Verfahren, sehr schnell und hochpräzise dreidimensionale Modelle von Gebäuden, Produktionsstraßen, Höhlen, Ausgrabungsstätten und anderen Räumen erstellt werden können. Zusammen mit dem Servicezentrum Forschung und Technologietransfer der Uni Würzburg greift das IGZ Würzburg auch hier beratend unter die Arme, beispielsweise bei der Fördermittelantragstellung.
Auch das Gründerteam Funktionelle Polypeptoide kommt aus der Würzburger Universität, genauer gesagt aus der Fakultät für Chemie und Pharmazie, Chemische Technologie der Materialsynthese. Sein Projekt zielt auf die Entwicklung eines neuen, unter vielen Aspekten vorteilhaften Biomaterials ab, das zum Beispiel als Wirkstoffträger in Arzneimitteln dienen kann.
Ein Spin-off des Lehrstuhls für Psychologie I der Uni Würzburg ist das Unternehmen VTplus. Es entwickelt und vertreibt Virtual Reality-Simulationssysteme, mit denen unter anderem in Psychotherapie und Psychologie eine Konfrontation der Patienten mit ihren Ängsten unter simulierten, kontrollierbaren Bedingungen möglich ist.

Hochschule für angewandte Wissenschaften als Ideengeber
Neben der Würzburger Universität zeigte sich auch die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt beim „Gründerschaulaufen“ im IGZ als reiche Quelle für neue Geschäftsideen. So präsentierten sich die Projekte all ahead composites (extrem leichte, aber dennoch stabile Fahrradkomponenten aus Faserverbundwerkstoffen), KauDentis (Produkte zur mobilen Zahnpflege), MOZYS Engineering (Mess- und Überwachungssystem zur Detektion von Schäden und Prozessabweichungen in der Industrie), NeWaMat (Armatur zur effizienten Verbesserung der Eigenschaften von Löschwasser) und Store Analytics (Lösungen zur Verknüpfung von Online- und Offline-Kanälen im Einzelhandel).

Von Apfelmost bis zu molekularer Krebstherapie
Eine ganze Gruppe von Vortragenden dokumentierte, dass sich auch außerhalb der Würzburger Forschungseinrichtungen kreative Geschäftsideen entwickeln können. Dazu zählen neben der oben dargestellten Firma iNDAct das Softwarehaus artexxis (lokale Push-Services für Gewerbetreibende), der Lebensmittelbetrieb Decider (aus Äpfeln gewonnenes, alkoholisches Erfrischungsgetränk), die Mitte September dieses Jahres eröffnete, offene High-Tech-Werkstatt FabLab Würzburg, die incoverage GmbH (strategisches Marketing-Tool für kleine und mittelständische Unternehmen) und die auf molekulare Tumortherapie spezialisierte Life Science-Firma RealTVac.
Um die in den Vorträgen in knappster Form angerissenen Projekte in Einzelgesprächen weiter diskutieren zu können, rundete ein rege genutztes „Get-together“ vor Postern und kleinen Exponaten die erfolgreiche Infoveranstaltung des IGZ Würzburg ab.

Dr. Christian Andersen (links) und Klaus Walther (rechts) vom IGZ Würzburg interessierten sich für die Erläuterungen von Mathias Müller, dem Geschäftsführer der auf den therapeutischen Einsatz von Virtueller Realität spezialisierten VTplus GmbH. Bild: Helmuth Ziegler

Dr. Christian Andersen (links) und Klaus Walther (rechts) vom IGZ Würzburg interessierten sich für die Erläuterungen von Mathias Müller, dem Geschäftsführer der auf den therapeutischen Einsatz von Virtueller Realität spezialisierten VTplus GmbH. Bild: Helmuth Ziegler