Lichtbild und Datenbild – Spuren Konkreter Fotografie

Datum/Zeit
Date(s) - 14/03/2015 - 31/05/2015
Ganztägig

Veranstaltungsort
Museum im Kulturspeicher

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Museum im Kulturspeicher Würzburg, 14. März bis 31. Mai 2015

Die Fotografie gilt häufig als die Bildform, die am verlässlichsten und genauesten die Welt wiedergibt. Um so irritierender kann es sein, wenn Fotografien nichts Wiedererkennbares abbilden, sondern abstrakte Bilder zeigen; wenn Spuren von Licht, feine Farbverläufe, das glänzende Material des Fotopapiers im Mittelpunkt stehen. Fotografie besinnt sich hier auf sich selbst und die nur diesem Medium zugehörigen Eigenschaften: ein wesentliches Merkmal konkreter Kunst.

„Konkrete Fotografie“ hieß darum eine begriffsbildende Ausstellung, die 2005 im Museum im Kulturspeicher stattfand. Im Mittelpunkt stand hier die europaweit einzigartige Sammlung konkreter Fotografie in der Sammlung Peter C. Ruppert. Zehn Jahre später wagt die Ausstellung „Lichtbild und Datenbild“ eine Art „Update“: Was wurde in den letzten zehn Jahren aus der konkreten Fotografie vor allem vor dem Hintergrund des Siegeszuges der digitalen Möglichkeiten? Was ist aus den klassischen analogen Techniken der Experimentalfotografie geworden, aus Fotogramm, Luminogramm, Chemigramm? Arbeiten Künstler heute noch in dieser Form? Und inwiefern kann auch ein digital erzeugtes Bild eine „konkrete Fotografie“ sein?

Ausgehend von den „Klassikern“ der Sammlung Ruppert aus der Zeit nach 1945 mit Arbeiten von Otto Steinert, Peter Keetman oder Kilian Breier, entwirft die Ausstellung ein breites Panorama konkreter Fotografie heute. Dabei zeigt sich, dass die analogen Verfahren auch bei jüngeren Künstlern nicht an Anziehungskraft verloren haben – im Gegenteil findet vielfach eine Rückbesinnung auf das Handwerkliche und das Authentische des Materials statt. Künstler wie der in New York lebende Marco Breuer oder der Tscheche Jaromír Novotný etwa haben völlig neuartige Techniken entwickelt: Der eine setzt das Farbfotopapier verschiedensten mechanischen Torturen aus, zerkratzt es, sengt es an, bearbeitet es mit Sandpapier und erzeugt damit feinste Farbwirkungen im Papier; der andere malt mit Entwicklerflüssigkeit auf Fotopapier und überlässt damit die Bildentstehung dem Material selbst.

Dem steht die Welt der virtuellen Bilderzeugung gegenüber, in der Chemie und Licht durch den Algorithmus ersetzt werden, das fotografische Korn durch das Pixel. Stark konzeptuell wirkenden Werken (Andreas Müller-Pohle oder Johannes Franzen) stehen hier mit Hilfe des Computers erzeugte Fotoarbeiten etwa von Michael Reisch oder Thomas Ruff gegenüber: Bilder, die durch magische Schönheit und makellose ästhetische Perfektion den Betrachter verführen – und vielleicht darüber hinwegtäuschen, dass hier die Grundlagen des fotografischen Bildes hinterfragt und an ihre Grenzen geführt werden.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Henrike Holsing und Prof. Dr. Gottfried Jäger. Es erscheint ein Katalog im Kehrer-Verlag.

Künstlerliste
1. Théodore Bally
2. Kilian Breier
3. Nina Brauhauser
4. Marco Breuer
5. Richard Caldicott
6. Michel Campeau
7. Pierre Cordier
8. Akos Czigány
9. Inge Dick
10. Christian Doeller
11. Philipp Dorl
12. Christiane Feser
13. Johannes Franzen
14. Adam Fuss
15. Hein Gravenhorst
16. Franco Grignani
17. Heinz Hajek-Halke
18. Heinrich Heidersberger
19. Raphael Hefti
20. Stefan Heyne
21. Karl Martin Holzhäuser
22. Horáková + Maurer
23. Roger Humbert
24. Gottfried Jäger
25. Peter Keetman
26. Anton Kehrer
27. Ola Kolehmainen
28. Pit Kroke
29. Jacinthe Lessard-L
30. René Mächler
31. Andreas Müller-Pohle
32. Jaromír Novotný
33. Jerzy Olek
34. Michael Reisch
35. Christiane Richter
36. Thomas Ruff
37. Jörg Sasse
38. Otto Steinert
39. Claus Stolz
40. Wolfgang Tillmans
41. Luigi Veronesi
42. James Welling