CCC Mainfranken erneut als Onkologisches Spitzenzentrum bestätigt


Das am Universitätsklinikum Würzburg angesiedelte Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken widmet sich seit vielen Jahren erfolgreich der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen. Kürzlich erhielt das Zentrum nach einer umfassenden Begutachtung für weitere vier Jahre eine Förderzusage durch die Deutsche Krebshilfe. Neben der weiteren finanziellen Absicherung ist die Re-Zertifizierung ein erneuter Beleg für die im bundesweiten Vergleich exzellenten Leistungen der Einrichtung.

Die Deutsche Krebshilfe zertifizierte im Jahr 2011 erstmals das Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken als „Onkologisches Spitzenzentrum“. Im Rahmen der üblichen, turnusgemäßen Re-Zertifizierung begutachtete ein internationales Expertengremium im vergangenen Jahr das integrative Krebsbehandlungs- und Krebsforschungs-Zentrum erneut. Ergebnis der tiefgreifenden und aufwändigen Untersuchung: Das Zertifikat wurde für weitere vier Jahre zuerkannt. „Das CCC Mainfranken zählt damit weiterhin zur ‚Königsklasse‘ in der deutschen Krebsmedizin, der bundesweit derzeit nur zwölf weitere Einrichtungen angehören“, freut sich Prof. Christoph Reiners, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Das UKW ist einer der Hauptleistungsträger und Organisationsmittelpunkt des sich auf ganz Mainfranken ersteckenden Zentrums-Netzwerks. Für Barbara Stamm, die Präsidentin des Bayerischen Landtags und politische Unterstützerin des CCC Mainfranken, ist die erfolgreiche Re-Zertifizierung „eine wunderbare Nachricht für die Region, die speziell den Krebspatientinnen und -patienten weitere Hoffnung und Perspektiven gibt“. Damit liegt sie genau auf der Linie der Deutschen Krebshilfe. „Unser Kernziel ist die Verbesserung der Patientenversorgung. Deshalb muss sichergestellt sein, dass auch die Fläche von der in den Spitzenzentren geleisteten Entwicklungsarbeit profitiert“, unterstreicht Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Das CCC Mainfranken komme diesem Anspruch in vollem Umfang nach, was sich unter anderem in einem exzellenten Votum der Prüfer für seine Zusammenarbeit mit der Region widerspiegele. Die Deutsche Krebshilfe wird das Comprehensive Cancer Center Mainfranken in den kommenden vier Jahren mit insgesamt drei Millionen Euro aus Spendengelder fördern.

Tumorboards bündeln Expertenwissen
„Eine unserer wesentlichen Aufgaben ist die fächerübergreifende Versorgung von Krebspatienten“, schildert Prof. Ralf Bargou, der Direktor des CCC Mainfranken. Dazu wurden interdisziplinäre Fallkonferenzen, so genannte Tumorboards, eingerichtet. „Hierbei erarbeiten alle beteiligten Fachärzte in einer Konferenz für jeden einzelnen Patienten gemeinsam die Diagnose und einen individuellen Therapieplan. Dies erhöht die Behandlungsqualität ganz erheblich“, unterstreicht Prof. Bargou. Schließlich sei das Wissen auf dem Gebiet der Krebserkrankungen geradezu explodiert, eine einzelne Fachdisziplin und ein einzelner Arzt seien in der Regel nicht mehr ausreichend, um für jeden Tumorpatienten den bestmöglichen Behandlungsplan zu erstellen. Derzeit bespricht das multidisziplinäre Expertenteam in 15 wöchentlich stattfindenden Konferenzen allein am Würzburger Uniklinikum pro Jahr über 5.000 Fälle in der Gesamtheit des regionalen Versorgungsnetzwerks sind es 10.000.
Eine weitere wichtige Serviceleistung des Comprehensive Cancer Centers Mainfranken sind interdisziplinäre Sprechstunden. Hier werden Patienten mit besonders komplexen Therapien gemeinsam von den an der Behandlung beteiligten Fachdisziplinen gesehen.

Neues Lotsensystem sorgt für runden Ablauf
Um sicherzustellen, dass Krebspatienten den Überblick im Behandlungsablauf behalten und sie tatsächlich alle Vorteile des Zentrums ausschöpfen, installiert das Uniklinikum Würzburg seit vergangenem Jahr ein Lotsensystem. Als Ansprechpartner für Patienten, Angehörige und zuweisende Ärzte bieten die Lotsen eigene Sprechstunden an. „Sobald ein Patient mit der Diagnose oder Verdachts-Diagnose Krebs in das Zentrum kommt, nehmen die Lotsen ihn gewissermaßen an die Hand und sorgen dafür, dass er alle unsere Angebote von der Diagnose, über die Therapie bis zur Nachsorge auch bekommt“, beschreibt Prof. Bargou. Das Lotsensystem, das in einem Pilotprojekt zunächst nur bei einem Teil der Tumorpatienten etabliert wurde, soll jetzt auf alle Tumorerkrankungen ausgedehnt werden.

Spitze in der Erforschung neuer Therapieansätze
Neben der Behandlung und Betreuung der Krebspatienten auf höchstem Standard wird am CCC Mainfranken auch Spitzenforschung betrieben. „Die Forscher des Comprehensive Cancer Centers Mainfranken sind führend in der Erforschung grundlegender molekularer Prozesse der Krebsentstehung und im Verständnis der Gene, die Krebs auslösen können. Aus diesen Erkenntnissen werden am CCC mehrere Strategien für neue Therapieansätze, zum Beispiel für Brustkrebs und für Neuroblastome entwickelt. Auch sind wir eines der weltweit führenden Zentren auf dem Gebiet der Immuntherapie“, berichtet Prof. Martin Eilers, der Leiter der Forschung am CCC Mainfranken. So waren Ärzte und Wissenschaftler des Centers federführend an der Entwicklung eines neuen Immuntherapie-Ansatzes zur Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie beteiligt, der kürzlich in den USA die Marktzulassung erhielt.

Vorbildliche Phase I-Einheit für experimentelle Therapien
Eine besondere Struktur des Zentrums, die es erlaubt, neueste Erkenntnisse aus der Forschung möglichst rasch bei ansonsten unheilbaren Krebserkrankungen klinisch anzuwenden, ist die Phase-I Unit oder auch Early Clinical Trial Unit (ECTU). Die ECTU ist eine hochspezialisierte, interdisziplinäre klinische Einheit, die sich ausschließlich auf die Durchführung neuer und experimenteller Therapieansätze zur Behandlung von Krebspatienten konzentriert. Die Phase-I Unit des CCC Mainfranken war eine der ersten Einheiten dieser Art in Deutschland und hat mittlerweile eines der größten Phase-I Studienprogramme in Europa. Sie gilt als Vorbild für andere Uniklinika in Deutschland.
Eine weitere Stärke des Comprehensive Cancer Centers Mainfranken liegt in der Entwicklung neuer, besonders schonender Verfahren bei der Strahlentherapie und der molekularen Bildgebung. Letztere ermöglicht eine noch präzisere Diagnostik und damit auch eine noch effektivere Therapie.

Neuer Schwerpunkt: Personalisierte Medizin
In Zukunft soll am CCC Mainfranken ein neuer Forschungsschwerpunkt im Bereich der personalisierten Medizin aufgebaut werden. Prof. Bargou: „Mit diesem sehr vielversprechenden Therapie-Ansatz können schon heute bei einer Reihe von Krebserkrankungen die Patienten weit schonender und effektiver behandelt werden, als mit einer klassischen Chemotherapie. In Würzburg sind hierzu klinische Forschungsprojekte bereits beim Lungen- und Hautkrebs sowie bei bestimmten Blutkrebserkrankungen auf den Weg gebracht worden.“

Ein starkes Netzwerk für Krebskranke in der Region
Explizit hervorgehoben wurde von den Gutachern der Deutschen Krebshilfe bei der Re-Zertifizierung des CCC Mainfranken dessen gute Vernetzung in der Region. Aktuell hat die Einrichtung 14 regionale Partner: Krankenhäuser, niedergelassene Fachärzte und Reha-Einrichtungen. Prof. Wolfgang Scheppach, Chefarzt der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie am Juliusspital Würzburg und Sprecher der kooperierenden Einrichtungen des CCC Mainfranken erläutert: „Die Netzwerkstruktur macht es möglich, auch ländlich geprägte Räume mit hochwertigen Leistungsangeboten zu versorgen. Krebspatienten in ganz Mainfranken profitieren von gemeinsamen Tumorboards, externen Sprechstunden bei Uni-Onkologen, der Einholung von Zweitmeinungen, von Telekonferenzen, interdisziplinären Arbeitsgruppen, dem Studiennetzwerk, der Tumordokumentation und den medizinischen Trainingsangeboten.“
Schätzungsweise zwei Drittel der Krebspatienten des CCC Mainfranken werden innerhalb des regionalen Netzwerks behandelt und etwa drei Viertel aller Fälle werden in interdisziplinären Tumorboards vorgestellt. „Somit arbeiten unter dem Dach des CCC Mainfranken viele Ärzte und Institutionen der Region im Interesse von krebskranken Menschen zusammen, obwohl sie in unserem heute stark ökonomisch geprägten ‚Gesundheitsmarkt‘ eigentlich als Konkurrenten auftreten“, macht Prof. Scheppach deutlich.