Carlos Medlock wirft die s.Oliver Baskets in die Overtime


So nah dran waren die s.Oliver Baskets in der ProA noch nie an einer Heimniederlage: Erst nach Verlängerung konnte sich der Tabellenführer im Spitzenspiel des 20. Spieltags gegen den Tabellendritten OeTTINGER Rockets Gotha mit 91:85 (29:38, 76:76) durchsetzen.

Ein Korbleger von Carlos Medlock mit der Schlusssirene der regulären Spielzeit brachte in einer am Ende hochspannenden Partie die von den 3.081 Zuschauern in der s.Oliver Arena kaum noch für möglich gehaltene Overtime. Medlock war mit 28 Punkten, 5 Rebounds, 8 Assists und 3 Ballgewinnen auch der herausragende Spieler der Partie.

Es war wie fast immer in dieser Saison: s.Oliver Baskets Headcoach Doug Spradley musste kurzfristig auf mehrere Spieler verzichten. Max Ugrai konnte wegen einer schmerzhaften Prellung am Wadenbein nicht eingesetzt werden, Ole Wendt hat wieder Probleme mit seinem verletzten Knöchel und muss sich weiteren Untersuchungen unterziehen. „Bei ihm müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen“, sagte Spradley auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Und dann fiel im ersten Viertel mit Christian Hoffmann ein dritter deutscher Spieler mit einer Wadenverletzung aus – keine guten Voraussetzungen für die Partie gegen einen starken Gegner wie den Tabellendritten aus Thüringen. „Aber wir haben wieder einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Ich bin dankbar, dass wir das für die Zuschauer geschafft haben“, so Spradley.

Den Spielern des Tabellenführer war nach der 74:77-Niederlage im Hinspiel der Respekt vor den Thüringern zu Beginn deutlich anzumerken: Zwar verliefen die ersten fünf Spielminuten noch ausgeglichen, (11:12), doch dann übernahmen die Gäste deutlich die Oberhand. Angeführt von den stark aufspielenden Carlton Guyton und Marco Völler setzte sich Gotha bereits bis zur ersten Viertelpause auf 17:25 ab.

Mit Beginn des zweiten Spielabschnitts mündeten die Angriffsbemühungen der s.Oliver Baskets immer öfter in unkonzentrierten und erfolglosen Abschlüssen. Immer wieder wurde Darren Fenn unter dem gegnerischen Korb gesucht, doch Center-Legende und Gotha-Coach Chris Ensminger hatte aus seinen früheren Duellen mit dem Würzburger Kapitän die passenden Verteidigungstipps für seine lange Garde parat: Fenn wurden in dieser Phase der Partie von der Thüringer Verteidigung aus dem Spiel genommen. Wegen einer unterirdischen Trefferquote von nur acht Treffern bei 29 Versuchen aus dem Feld mussten die Gastgeber gegen die deutlich aggressiver und intensiver agierenden Rockets die erste Spielhälfte mit einem 29:38-Rückstand beenden und waren damit noch gut bedient.

Als kaum einer der 3.081 Zuschauer in der s.Oliver Arena noch einen Pfifferling auf einen Sieg der s.Oliver Baskets gesetzt hätte, hatte der bis dato eher blutleere Auftritt der Heimmannschaft fünf Minuten vor Spielende gerade noch rechtzeitig ein Ende: Nach zwei erfolgreichen Freiwürfen von Fenn verkürzte Ruben Spoden mit einem Dreier auf vier Punkte (60:64, 36. Minute). Nur Sekunden später übernahm Spielmacher Carlos Medlock die Verantwortung: Er erahnte den Passweg des Gegners, schnappte sich den Ball und verwandelte den Korbleger zum 62:64.

Auf Seiten der Gäste hielten einmal mehr Guyton und Völler erfolgreich dagegen und retteten den knappen Vorsprung bis in die letzte Spielminute. Nachdem wieder Carlos Medlock zwölf Sekunden vor Ablauf der Uhr auf 72:73 verkürzt hatte, schnappte sich Jermaine Mallett den Einwurf von Marco Völler unter dem Gothaer Korb und verwandelte zur ersten Würzburger Führung seit den Anfangsminuten. Guyton konterte erneut mit einem „And one“ 3,6 Sekunden vor der Schlusssirene zum 74:76 – doch Matchwinner Carlos Medlock glich mit Ablauf der Uhr auf 76:76 aus: Er zog unaufhaltsam zum Korb und verwandelte die Würzburger Turnhölle in ein Tollhaus.

Mit Beginn der Verlängerung schien der Kampfeswille der Gothaer gebrochen, die nach einem Dreier von Jeremy Dunbar zum 79:76 einem Rückstand hinterher laufen mussten. Erst zwei Minuten vor Ende der Overtime konnte Christopher Razis mit zwei Freiwürfen nochmals auf zwei Punkte Rückstand verkürzen.

Ausgerechnet der Sohn von „Tante Käthe“ wurde dann zur tragischen Figur: Marco Völler leistete sich einen Ballverlust durch Betreten der Seitenlinie und ließ an der Linie beide Freiwürfe und damit die Chance zum Ausgleich liegen. Auf der anderen Seite erhöhte Jason Dourisseau bei noch 1:06 Minuten auf der Uhr mit Foul zum vorentscheidenden 88:83.

Jermaine Mallett und Darren Fenn sorgten mit Freiwürfen anschließend für den 91:85-Endstand und den insgesamt sehr glücklichen zehnten Heimsieg des Tabellenführers in dieser Saison. Bereits während des Spiels hatten die Gäste zweimal Protest eingelegt, den sie nach dem Spiel aufrecht erhalten haben.

Insgesamt war es der 25. Sieg im 25. ProA-Heimspiel der s.Oliver Baskets. Die Heimserie wollen die Unterfranken am kommenden Wochenende fortsetzen: Am Sonntag, 7. Februar um 17 Uhr sind die MLP Academics aus Heidelberg in der s.Oliver Arena zu Gast. Wie gegen Gotha hat der Tabellenführer auch gegen Heidelberg das Hinspiel verloren und sinnt auf Revanche.

Tickets im Vorverkauf wie immer bei „baller’s planet“ in der Karmelitenstraße und im Online-Ticketshop bei CTS Eventim. Auch für das Spitzenspiel gegen die Gießen 46ers am 14. Februar und die weiteren Heimspiele gegen Essen, Leverkusen und Nürnberg werden die Eintrittskarten ab Montag freigeschaltet.
Text Michael Will / Patrick Wötzel

Trainerstimmen
Doug Spradley, s.Oliver Baskets:
„Wir spielen unsere besten Basketball immer erst dann, wenn wir es müssen. Das müssen wir unbedingt ändern. Ich habe schon vor einer Woche nach dem knappen Heimsieg gegen Jena gesagt, dass eine Niederlage auch in Ordnung gewesen wäre. Heute sage ich es wieder: Gotha hat viel aggressiver gespielt als wir. Wir waren lange Zeit viel zu passiv im Angriff, außer in den letzten fünf Minuten vor der Verlängerung. Teilweise haben wir nur versucht, den Ball zu Darren Fenn zu bringen. Die 16 Ballverluste von Gotha in der zweiten Halbzeit haben definitiv eine entscheidende Rolle gespielt. Ich bin zufrieden mit dem Sieg, aber nicht mit der Leistung meiner Mannschaft.“

Chris Ensminger, OeTTINGER Rockets Gotha:
„Wir hatten fast das ganze Spiel die Kontrolle, haben uns aber im vierten Viertel und der Verlängerung zu viele Ballverluste geleistet. Wir hatten eine sehr gute Chance das Spiel zu gewinnen, aber am Ende hat Carlos Medlock den Wurf zur Verlängerung getroffen. In der Overtime war Würzburg dann die bessere Mannschaft. Das erinnert mich an letzte Saison, als wir beim Tabellenführer in Göttingen auch erst nach Verlängerung verloren haben. Trotzdem freue ich mich über eine sehr gute Leistung meiner Mannschaft. Es war auch ein gutes Spiel für die Zuschauer.“

s.Oliver Baskets – OeTTINGER Rockets Gotha 91:85 n.V. (17:25, 12:13, 21:19, 26:19, 15:9)
Für die s.Oliver Baskets spielten:
Carlos Medlock 28 Punkte (3 Dreier/8 Assists/5 Rebounds/3 Steals), Ruben Spoden 15/3, Darren Fenn 15, Jermaine Mallett 9/1, Jeremy Dunbar 8/1, Samme Givens 6, Jason Dourisseau 6, Sebastian Betz 4, Christian Hoffmann, Dominik Schneider.

Top-Scorer Gotha:
Guyton 26/1, Völler 14, Loesing 13/1, Kuppe 10/2.