Bilder vom Ersten Weltkrieg


Zur Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren zeigt das Martin-von-Wagner-Museum eine große Ausstellung mit Bildern von Armin Reumann. Viele Werke des jungen Malers entstanden in seiner Zeit als Soldat auf dem Balkan und in Frankreich.
In den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg galt der aus Thüringen stammende Armin Reumann (1889-1952) als aufgehender Stern in der jungen Münchener Kunstszene. Anfang des Jahres 1915 wurde er dann zum Krieg eingezogen. Er verbrachte dreieinhalb Jahre an wechselnden Fronten, zunächst auf dem Balkan, von 1916 bis 1918 schließlich in Frankreich.
Mitten im Krieg schuf Reumann Hunderte von Werken. Wie das möglich war? Schon ein halbes Jahr nach seiner Einberufung wurde er verwundet, aber der Offiziersstab ließ ihn nicht nach Hause – zu sehr hatte sich herumgesprochen, dass Reumann ein exzellenter Porträtmaler war, der zudem nicht mehr kostete als den Soldatensold. So wurde er zum Malen vom Waffendienst freigestellt.
Die meisten von Reumanns Kriegsbildern waren noch nie öffentlich zu sehen. Doch jetzt widmet ihnen das Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg eine große Ausstellung: In seinen Räumen im Südflügel der Residenz zeigt es ab 16. November in seiner Neueren Abteilung rund 250 Bilder von Reumann. Ergänzt wird die Ausstellung ab 19. November von einer öffentlichen Vortragsreihe über den Ersten Weltkrieg.
Umfassende Schilderung des Kriegs
In seinen Gemälden und Ölskizzen, Aquarellen, Gouachen und Zeichnungen schildert Reumann den Ersten Weltkrieg so umfassend, wie es kaum irgendwo sonst in der bildenden Kunst der Fall ist. Neben das Schlachtgeschehen treten Aspekte wie Verwundung, Tod und Trauer, Flucht und Gefangenschaft, Nachschub und Transport, das Verhältnis von Soldaten und Frauen, die Sehnsucht nach Frieden, auch das malerische Interesse am Fremden – und immer wieder das zermürbende Warten im Quartier.
„Reumann ist zu Unrecht nur wenig bekannt. Seine Bilder sind von einer künstlerischen Qualität, die das Dokumentarische mit einem unverkennbaren Willen zur modernen Gestaltung verbindet“, so Professor Damian Dombrowski. Der Kunsthistoriker und Direktor der Neueren Abteilung hat die Würzburger Reumann-Schau zusammengestellt und organisiert.
Impressionistisch bis karikaturhaft
In den Gemälden der Jahre 1912 bis 1914, von denen eine Auswahl den Anfang der Ausstellung bildet, setzt Reumann auf den Impressionismus, um dem mondänen Großstadtleben zu begegnen. In den Kriegsbildern dagegen lässt sich sein Stil nicht mehr so einfach bestimmten Kategorien zuordnen. In ihnen manifestiert sich eine Ausdrucksvielfalt, die von nüchterner Dokumentation über hochexpressive Dynamik bis hin zu einem Humorismus reicht, der karikaturhafte Züge trägt.
„Die Ausstellung ist ein überregional bedeutender Beitrag zur Erinnerung an den Ausbruch des Kriegs vor hundert Jahren“, sagt Professor Dombrowski. Im Unterschied zu anderen, panoramisch angelegten Ausstellungen stehe in Würzburg die individuelle künstlerische Bewältigung des Kriegsgeschehens im Vordergrund.
Feierliche Eröffnung am Sonntagabend
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 16. November, um 19 Uhr. Universitätspräsident Alfred Forchel spricht das Grußwort. Er hat die Ausstellung maßgeblich unterstützt, indem er die Anschaffung eines Systems von variablen Wandmodulen bewilligte, das bei dieser Gelegenheit erstmals zum Einsatz kommt. Danach führt Professor Dombrowski in die Ausstellung ein.
Bei der Eröffnung sind auch die Enkel Reumanns dabei, aus deren Besitz die Leihgaben stammen. Die Schirmherrschaft über die Ausstellung hat der Landtagsabgeordnete Oliver Jörg übernommen, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Landtag.
Öffnungszeiten und Führungen
„Armin Reumann: Bilder vom Krieg, 1914-1918“, 16. November 2014 bis 15. Februar 2015, Martin-von-Wagner-Museum der Universität, Neuere Abteilung, Residenzplatz 2a, 97070 Würzburg. Eintritt frei. Dienstag und Mittwoch 10:00 bis 13:30 Uhr, Donnerstag bis Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr. Führungen für Schulkassen und andere Gruppen nach Anmeldung unter T (0931) 31-82283, museum.na@uni-wuerzburg.de oder unter museumsinitiative@uni-wuerzburg.de
Zur Homepage der Ausstellung: www.reumann.museum.uni-wuerzburg.de
Katalog im Deutschen Kunstverlag
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Deutscher Kunstverlag, 272 Seiten mit 349 farbigen Abbildungen), herausgegeben von Damian Dombrowski, mit Beiträgen von Roland Borgards, Damian Dombrowski, Peter Hoeres, Markus Maier und Manuela Müller, Preis: 29,90 Euro, ISBN: 978-3-422-07278-7
Vortragsreihe zur Ausstellung
Zur Ausstellung bietet die Universität die öffentliche Vortragsreihe „Der Erste Weltkrieg in Kunst, Literatur und Musik“ an. Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen gehen darin künstlerischen Reaktionen auf den Krieg nach.
Der Eintritt ist frei; die Vorträge dauern etwa eine Stunde und finden jeweils mittwochs um 19:15 Uhr in einem der Ausstellungssäle des Martin-von-Wagner-Museums statt. Zugang über das Treppenhaus im Südflügel der Residenz. Die Termine und Themen:
• 19. November: Der Bilder- und Medienkrieg, Peter Hoeres, Universität Würzburg, Institut für Geschichte
• 26. November: Würzburger an der Front – alliierte Kriegsgefangene in Würzburg (Kriegstagebücher, Feldpostbriefe und Memoiren), Roland Flade, Main-Post Würzburg
• 10. Dezember: „1914 – Avantgarden im Kampf“: Die lange Geburt einer Ausstellung, Angelica Francke, Bundeskunsthalle Bonn
• 17. Dezember: Den Krieg ausstellen – Erfahrungen aus einem Kunstmuseum, Ralf Gottschlich, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus, Reutlingen
• 7. Januar: Max Regers „Vaterländische Ouvertüre“, Ulrich Konrad, Universität Würzburg, Institut für Musikforschung
• 14. Januar: Der Erste Weltkrieg und die Grenzen der Repräsentation: Darstellungen des Shell Shock-Syndroms in der englischen Literatur, Isabel Karremann, Universität Würzburg, Institut für Anglistik
• 21. Januar: Die Enkel der Grande Guerre in der französischen Literatur, Irmgard Scharold, Universität Würzburg, Institut für Romanistik
• 28. Januar: Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“, Wolfgang Riedel, Universität Würzburg, Institut für deutsche Philologie
• 4. Februar: Shakespeare in the Trenches, Ton Hoenselaars, Universität Utrecht, Institute for Cultural Inquiry

Foto: Das Selbstbildnis von Armin Reumann in Uniform entstand im März 1918 in Anvers-sur-Oise (Frankreich). (Foto: Birgit Wörz, Institut für Kunstgeschichte)