Angelika Summa erhält Kulturpreis der Stadt Würzburg


Filigran und doch wuchtig sind die Skulpturen, die Angelika Summa aus feinstem Draht schafft. Sie wickelt, verknotet, lötet und schweißt. So entstehen sowohl Kleinobjekte als auch große Skulpturen. Ihre großartige Kunst war der Stadt Würzburg schon im Jahr 1995 den Kulturförderpreis wert. In diesem Jahr wurde Angelika Summa der Würzburger Kulturpreis verliehen. Persönlichkeiten hohen Ranges aus dem städtischen und internationalen Kultur- und Musikleben, die entweder aus Würzburg stammen oder für unsere Stadt wirken, sind Preisträger. Sie kommen aus der bildenden Kunst, dem Theater, dem Kabarett und tragen Namen wie Frank-Markus Barwasser, Christian Kabitz, Bernd Glemser, Herbert Mehler, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kammersängerin Diana Damrau und Mathias Repiscus.
Kulturreferent Muchtar Al Ghusain begrüßte die Gäste zum ersten Mal zur Vergabe des Kulturpreises im Museum im Kulturspeicher, in dem auch Werke der Preisträgerin Angelika Summa zu sehen sind. Warum sie sich teilweise mit dermaßen großen und schweren Objekten auseinandersetze, fragte er sich. Gab aber gleich die Antwort: „Kunst folgt dem inneren Drang und nicht der Marktfähigkeit.“ Oberbürgermeister Christian Schuchardt bezeichnete Angelika Summa als „renommierte und anerkannte Künstlerin mit sehr eigenem Profil, „Angelika Summa ist eine der wenigen Künstlerinnen der Epoche, die mit ihrer Kunst Wirklichkeit schafft. Ihre Skulpturen sind betörend schön“, würdigte Laudator Professor em. Eberhard Fiebig und bezeichnete Summas künstlerische Sprache als „neue Klassik“. Fiebig geizte in seinem langen Vortrag aber auch nicht mit Wertungen solcher – noch dazu undotierter – „Alibi-Preisvergaben und Kulturbürokraten, die Kunst nur als Zeitvertreib“ sähen und Preise wie Zeugnisse und Schulnoten vergäben. Angelika Summa war dennoch „stolz, nun in einer Reihe mit Emy Roeder zu stehen.“
Der eigentliche Kulturpreis ist seit 2007 undotiert, da er sich an arrivierte Künstler richtet. Dafür wurden die Förderpreise wesentlich höher dotiert, da diese an finanziell noch nicht so erfolgreiche Künstler am Anfang ihrer Karriere vergeben werden.

Drei Kulturförderpreise
Die Kulturförderpreise wurden in diesem Jahr verliehen an den iranischen Karikaturisten Maneis Arbab, an den Architekten und Künstler Matthias Braun und an die Mezzosopranistin Julia Rutigliano.
Maneis Arbab zeigt den heutigen Iran aus dem Blickwinkel der Karikatur und zeichnet Anspruch und Realität von Freiheit. Homaira Mansury freute sich über die Vergabe des Kulturförderpreises an Arbab als eine „deutliche politische Positionierung einer Kommune. Die Stadt erkennt an, was ein Mensch für die Gemeinschaft gibt.“ Für Arbab selbst ist dieser Preis nur sein zweiter in Würzburg. „Mein erster Preis ist, hier Freiheit und Sicherheit zu erhalten, so dass ich meine Kunst umsetzen kann. Das wäre in meiner Heimat nicht denkbar.“
Die Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum ist es, die Architekt Matthias Braun umtreibt. „Er ist ein genauer Beobachter im Kleinen und im Großen, ein subtiler und vielseitiger Gestalter“, sagte sein Laudator Dipl.-Ing. Architekt BDA Reinhold Jäcklein. Matthias Braun interessiert sich für das Zusammenspiel von Architektur, Raum und Mensch und erhielt 2010 den Antonio-Petrini-Preis der Stadt Würzburg. Bekannt wurde er mit „Balthasars Badewanne“ in Randersacker, aber auch den temporären Installationen während Würzburger Hafensommers. Braun „freute sich wahnsinnig über den Preis“, zumal er nach seinem Studium Würzburg zugunsten von Berlin den Rücken kehren wollte.
Julia Rutigliano bot am Ende des Abends eine Kostprobe ihres Könnens, für welches die Mezzosopranistin ebenfalls mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet wurde. Ihr Lebensweg, ausgeführt von Laudatorin Renate Freyeisen, war seit der Jugend an für die Bühne vorgezeichnet. Seit sie 2007 vom Sopran ins Mezzosopranfach wechselte, säumen begeisterte Kritiken von verschiedenen Theatern und Opernhäusern ihren Weg. Zuletzt stand sie in Florenz, Tel Aviv und derzeit als „Octavian“ in einer Hosenrolle in Weimar auf der Bühne.

Informationen zu den Preisträgern
Angelika Summa wurde 1952 in Bayreuth geboren und lebt seit 1973 in Würzburg. Bis 1991 absolvierte sie ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik, wandte sich jedoch bald der bildenden Kunst zu. Seit 1986 ist sie freischaffende Bildhauerin, die sich dem Material Draht verschrieben hat. 2009 wurde sie zum Bildhauer-Symposium „Stein und Stahl“ in Gießen eingeladen, 2010 als „Artist in Residence“ ins Wilke-Atelier nach Bremerhaven. Seit fast 30 Jahren stellt sie in Würzburg, im gesamten Bundesgebiet und international aus, vor allem in Frankreich.

Maneis Arbab lebte ab 2009 als Flüchtling in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft. Sein Asylantrag wurde vor kurzem anerkannt. In seiner Heimat Iran lebte und arbeitete er als Hochschullehrer und Werbegrafiker und illustrierte Lehrbücher im Auftrag des Ministeriums für Bildung und Erziehung, bis er wegen regimekritischer Äußerungen nach Deutschland flüchten musste. Er setzt seien Vorstellung von Demokratie, Freiheit und seine Meinung über totalitäre Regime und die Instrumentalisierung von Religion in beeindruckende Karikaturen mit politischer Aussage um. In Würzburg und Umgebung hatte Arbab seit seiner Ankunft mehrere gut besuchte und viel beachtete Ausstellungen wie in der BBK Galerie.

Matthias Braun wurde 1974 in Würzburg geboren und ist deutschlandweit und international als Architekt tätig. Er hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen, darunter beispielsweise auch den von der Stadt Würzburg ausgelobten zur neuen Möblierung der Kaiserstraße. Beim Hafensommer kennt man ihn als langjährigen Partner mit den Installationen „Ein Quadratmeter Deutschland“, „Der Zaungast“ oder „Der weiße Hai“.

Julia Rutigliano wurde in Würzburg geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Sie schloss ihr Studium 2005 mit Auszeichnung ab und wurde danach ans Opernstudio ans Staatstheater Nürnberg verpflichtet. Sie ist Stipendiatin des Deutschen Bühnenvereins und des Richard Wagner Verbandes, 1. Preisträgerin beim 25.Robert-Stolz-Wettbewerb in Hamburg und erhielt beim Ferruccio Tagliavini Wettbewerb den Karl-Böhm-Sonderpreis für die beste Mozartinterpretation.

BU: Oberbürgermeister Christian Schuchardt (re.) verlieh den Kulturpreis 2014 an Bildhauerin Angelika Summa (2.v.re.) und drei Kulturförderpreise an Maneis Arbab (m.), Matthias Braun (2.v.li.) und Julia Rutigliano (li.). Foto: Penning-Lother