Kleine Kämpfer – große Helden


Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 60.000 Kinder zu früh geboren. Das bedeutet eines von zehn Neugeborenen ist ein Frühchen. Frühgeborene sind damit die größte Kinderpatientengruppe bei uns. In der Öffentlichkeit werden diese kleinen Patienten und ihre Probleme aber kaum wahrgenommen.
Die Intensivstation (Station Panther) der Missio Kinderklinik ist ein sogenanntes Perinatalzentrum II – das bedeutet, dass Frühgeborene ab der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche (SSW) behandelt werden. Aber natürlich nicht nur um die Frühchen, auch um die Eltern kümmert man sich: Im Missio gibt es das Mutter-Kind-Zentrum, das alle an der Geburt beteiligten Disziplinen unter einem Dach vereint: Geburtshilfe mit modernen neuen Kreißsälen, Anästhesie und Neonatologie. Kurze Wege und beste Betreuung für Mutter und Kind.
Wann ist ein Neugeborenes ein Frühchen? Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Wenn ein Baby vor der vollendeten 37. SSW geboren wird, ist es ein sogenanntes Frühchen.
Die meisten Frühgeborenen wiegen bei ihrer Geburt weniger als 2.500g. Das durchschnittliche Gewicht für ein normal entwickeltes Baby liegt zwischen 3.000-3.500g. Das sind aber nur Zahlen, die kaum einen Eindruck geben, wie sich das für die Eltern anfühlt.
Als Tanja Pilz Anfang August einen Schwangerschafts-Vorsorge-Termin beim Frauenarzt hat, stellt man Unregelmäßigkeiten fest. Später wird eine Gestose festgestellt, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Und so muss sie in der 28. Schwangerschaftswoche in die Missioklinik. Drei Wochen des Bangens folgen. Unter engmaschiger Überwachung wird versucht die Schwangerschaft möglichst lange andauern zu lassen. Für die Entwicklung des Ungeborenen ist jeder zusätzliche Tag im Bauch der Mutter wichtig. In der 31. Schwangerschaftswoche kommt Sohn Luca-Elias per Kaiserschnitt zur Welt. Er wiegt 990g und wurde nach einem kurzen Bonding mit den Eltern in einem Brutkasten auf die Station Panther verlegt. Bonding ist der fachliche Begriff für das Kuscheln mit den Eltern. Der Körperkontakt direkt nach der Geburt und danach ist sehr wichtig für die Entwicklung des Babys.
„Wir haben uns vorher nicht mit dem Thema Frühgeburt beschäftigt. Es trifft einen aus heiterem Himmel“, sagt Tanja Pilz heute. Für Tanja und Alexander, dem Vater von Luca-Elias, ist das eine extrem belastende Situation. Man vergisst oft: Nicht nur das Kind braucht die beste medizinische Unterstützung, die es bekommen kann, sondern auch die Eltern brauchen Hilfe.
Auf Station Panther wird nach dem „SEIF-Konzept“ gearbeitet – sanft, entwicklungsfördernd, individuell, familienorientiert. Die Kinder sollen sich nicht nur körperlich sondern auch geistig gut entwickeln und die Eltern eine gute Bindung zu ihrem Kind aufbauen und es selbständig und kompetent versorgen können.
Luca-Elias entwickelt sich gut. Am Anfang braucht er noch eine Atemhilfe, aber nach wenigen Tagen schafft er es schon oft ohne. „Auch das Stillen klappt wunderbar …“ sagt die stolze Frühchen-Mama Tanja „ … auch hier hatten wir eine sehr gute Anleitung, wurden immer wieder ermutigt.“ Luca-Elias ist ein Kämpfer. Trotzdem müssen die Eltern geduldig sein. „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.“ „Diesen Satz habe ich hier gehört und verstanden“, sagt Alexander.
Im Missio stehen die Bedürfnisse der kleinen Patienten und der Eltern an oberster Stelle. „Ich habe mich hier gut aufgehoben gefühlt und den Eindruck, dass die Arbeit hier mehr Berufung als Beruf ist“, sagt Tanja, die die ersten Wochen nach der Geburt im Mutter-Appartement in der Kinderklinik gewohnt hat.
Mit der Entlassung aus der Klinik ist aber die Belastung für die Eltern noch nicht vorbei, sie brauchen weiterhin Unterstützung. Hier gibt es am Missio das Harl.e.kin Nachsorgeprojekt zur Betreuung von Risiko-, Früh- und Neugeborenen und deren Eltern, das durch Spenden finanziert wird. Austausch mit anderen Eltern gibt es beim monatlichen Frühchentreff in der Klinik.
Das Motto des Weltfrühchentags 2016 lautet „Starker Start für kleine Helden“. Luca-Elias ist ein solcher kleiner Held, der uns mit seiner Geschichte sagt, wie wichtig Lebenswille und die richtige Betreuung von Frühchen und deren Eltern sind.
Medienliste:
1) Video: Sanfte Früh- und Neugeborenenpflege (SEIF Konzept)

2) SEIF Konzept (PDF)
https://goo.gl/pbxPmH
3) Mehr Bilder zum Thema https://cloud.inad.de/index.php/s/fz83FNz78kid8vK
4) Artikel: Weltfrühgeborenentag 2014 am Missio. 100 gute Wünsche steigen in den Himmel.
https://goo.gl/HU92wb
5) Harl.e.kin-Projekt
www.harlekin-würzburg.de

Links:
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V.
www.fruehgeborene.de
EFCNI European Foundation for the Care of Newborn Infants

www.efcni.org

Selbsthilfegruppe für die Eltern frühgeborener Kinder,
die nicht örtlich gebunden ist
www.fruehchen-netz.de
Eltern.de
www.eltern.de/schwangerschaft/geburt/fruehchen-ratgeber.html
Weltfrühgeborenen-Tag
www.welt-fruehgeborenen-tag.de
Frühchenportal
www.fruehchen-portal.de